Astrologie und Chirologie - von Jack Trappe
 
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Astrologie und Chirologie - von Jack Trappe

     Astrologie

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Nach dem Gesagten wird es auch verständlich sein, daß die blutsmäßige Verfassung eines Menschen gebührend zu berücksichtigen ist, denn dieselbe Marskonstellation z. V., die einen von Natur charakterstarken und verantwortungsgewohnten Tatmenschen macht, kann einen Triebergebenen zum skrupellosen Werkzeug seiner Wünsche werden lassen. Diese Anerkennung von Einflüssen der Vererbung des Blutes wird aus allzu durchsichtigen Gründen vielfach als der "Bankerott" der Astrologie hingestellt, weil dadurch angeblich ein großer Unsicherheitsfaktor in die Deutung hineinkonstruiert wird. Es wird doch aber jeder Mensch in der Familie geboren, die aufgrund der Generationserbmasse einen gerade ihm zukommenden Körper schaffen kann. Wir betrachten also jene Vererbungseinflüsse sozusagen als notwendige Vorbedingungen zum jeweilig erforderlichen Ablauf des Karmas, und es können demnach zwei im gleichen Augenblick und am gleichen Ort Geborene trotzdem Abweichungen im Denken und Handeln und im Erreichen zeigen, weil dieselben Konstellationen auf zwei verschiedengeartete Erbmassen treffen. (Die astrologische Literatur bringt hierüber Beispiele.) Der schon erwähnte Fankhauser kann daher auch den Satz prägen: "Ein Individuum handelt gemäß seiner aus Erbmasse plus typischen Akzenten zusammengesetzten Eigenform, reagiert auch demgemäß vorzüglich auf die ihm am meisten konformen Einflüsse." (Unter typischen Akzenten sind die Geburtskonstellationen zu verstehen, denn die Planeten als Prinzipien stellen ja "Typen" dar.) Es wäre nun aber unsinnig, jeder Rasse oder gar jedem Menschen eine "eigene" Astrologie zuzuordnen. Es gibt nur eine, doch sie ist nicht allgemeingültiges Schema, selbst wenn wir die Planeten als Typen ansehen, sondern individuell. Ist es denn nicht unsere Überzeugung, daß jeder Mensch in einem ganz bestimmten Augenblick geboren wird? Dann nämlich, wenn die Planeten gerade die "Akzentuierungen" darstellen, die von der betr. Erbmasse benötigt werden? Was ist das denn anderes, als gerade jener Einfluß der Vererbung, der Rasse, des "Milieus"? Und eben dieser Umstand ist ein Grund mehr, unser hohes Urväterwissen für uns zu behalten. Genug, daß der noch Unbewusste den Impulsen der Sterne blindlings folgt, er braucht nicht auch noch den Grund zu kennen, um dieses Wissen dann schwarzmagisch auszunutzen. Aus dem gleichen Grunde kann ein ungeistiger Mensch auch nie ein wahrer Astrologe sein, da er einfach nicht fähig ist, bis zum tiefen Wesensinhalt vorzudringen, geschweige denn ihn zu erfassen. Diese Überzeugung hatten schon die alten Inder, wenn sie an die Person eines Astrologen ganz bestimmte Anforderungen stellten, wie man in der Einleitung zu W. Th. H. Wulfs's Lehrbuch der indischen Astrologie nachlesen kann. Die Sterndeutung taugt eben - nur für spirituelle Menschen; eines schickt sich nicht für alle! Bedauerlich allein, daß die Astrologie schon so "populär" geworden ist, selbst wenn sie auch nur in verwässerter und entstellter Form in den Köpfen der Alles-besser-Wisser spukt, die Alltagsseelen sind und bleiben und über den engen Horizont ihres Intellekts - und mag er auch noch so groß sein - nicht hinausdringen können.
Haben wir nun die Astrologie ihrem Wesen nach als Kosmische Urreligion erkannt und in ihrer Auslegung als ein individuell anzuwendendes Wissen, um den Menschen in der Dreiteilung Geist - Seele - Körper zu erfassen, dann sind die Wege geebnet, die zur Einordnung der Astrologie in das kosmosophische Weltbild führen. Lehrt die Kosmosophie als Aufgabe des menschlichen Lebens die bewußte Aufwärtsentwicklung zum Gottmenschen, so lehrt sie gleichzeitig, daß diesen harten und beschwerlichen Weg nur vollendet, wer in gläubigem Vertrauen sein Herz Gottvaters Allmacht und Christi-Fraujas Liebe erschließt. Nur wer - wie Parsifal - Amfortas' Wunde in sich selbst brennen fühlt und auf "der Irrnis und der Leiden Pfad" durch Mitleid(en) wissend der reine Tor" wird, nur der kann ungestraft den Gral enthüllen, nur auf den senkt sich die weiße Taube als Symbol der Versöhnung mit Gott herab. Drum, du Mensch, zermartere und quäle dich nicht um Antwort, warum dich Krankheit, Leid und Not treffen, auch wenn du dich schuldlos wähnst, denn du wirst doch nie den wahren verursachenden Grund erfahren. Aber drücke dich auch nicht angstvoll vor dem riesengroßen Fragezeichen, das das Leben dir täglich neu ins Herz schreibt, sondern danke Gott, daß du es erfühlen darfst, denn es ist die ewig vorwärtstreibende Kraft des Wissens um den Sinn des Lebens, des Wissens um die letzten Dinge. Geistig stirbt, wem dieses Fragezeichen nicht mehr abringt, als nur ein qualvolles Warum. Der Zweck des Lebens ist es doch, sich ganz mit seiner Individualität, seiner geistigen Urform, mit seinem Selbst zu identifizieren, wie es astrologisch durch die Sonne dargestellt wird. Sich selbst und sein Selbst zu erkennen ist der Sinn jenes alten Tempelspruches. Und das geschieht vermittels der Sinne und Gefühle, der Persönlichkeit, der "Seele", astrologisch Mond: Deshalb auch sind die beiden Lichter die wichtigsten Faktoren im Horoskop, weil sie über das Maß der Harmonie zwischen Geist und Seele, zwischen Individualität und Persönlichkeit und daher auch über den Stand der Entwicklung und die weiteren Ausfichten aussagen, Beziehungen, die ja von Alan Leo z. B. ausführlich beschrieben sind. Und hat dann ein Wesen die völlige Harmonie mit seiner Geistform erlangt und damit jene mystische himmlische Hochzeit gefeiert, dann ist der Zwang zu neuen Inkarnationen gefallen, die Seele erlöst und zu Gottvater zurückgekehrt. Aber der Weg ist lang und mühselig, um jene Harmonie zu erreichen, die uns in vollkommenster Form in Christus entgegentritt, und die verschiedenen Leiden und Nöte des Erdenlebens sind nur die Marksteine unserer Straße des Zwanges. Wir mögen uns drehen und wenden, kommen aber doch nicht um die Tatsache herum, daß wir unter einem Zwange leben, ganz gleich, in welcher Gestalt auch immer er uns begegnet. Wachs sind wir, gefügig allen Formtendenzen, und wenn man die Planeten symbolisch als schöpferische Prinzipien und göttliche Ausführungsorgane betrachtet, dann versteht man ihre "akzentuierende" Wirkung auf uns Menschen. Gewiß, die Planeten sind nicht Hatz, Liebe, Egoismus, Güte usw. in Reinkultur, das anzunehmen ist die Astrologie nicht einfältig genug. Und wenn du es nun erkannt hast, daß in jedem scheinbaren Unglück dir Gottes unendliche Gnade nur eine neue Möglichkeit zur Arbeit an dir selbst, zur Vervollkommnung deines Ichs, zur Tilgung irgendwann begangener Schuld bieten will, dann wird sich an dir bewahrheiten, was im Evangelium steht: "Bittet im Glauben, so wird euch gegeben; wer sucht in Hoffnung, der wird den Weg finden; wer anklopft in Liebe, dem wird die Wahrheit die Pforte öffnen, die Wahrheit, die von sich sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!"
Ein solcher Glaube an die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit aller menschlichen Leiden und Nöte ist auch der Schlüssel zur Esoterik der Astrologie, denn manchem mag schreckhaft jenes Fragezeichen erstehen wollen, wenn ihm in seinem Horoskop Quadrate oder Oppositionen oder sonstwelche fatale Konstellationen entgegentreten, karmische Bindung an das Kreuz der Materie und des Leids also anzeigend. Und dann nämlich erst erweist sich's, wie er der Astrologie gegenübersteht. Denkfaulheit treibt ihn wohl dem Fatalismus in die Arme, diesem trägen Sichgehenlassen den formenden Tendenzen des Lebens gegenüber. So wird er Teil der breiten Masse der Leute. Nicht besser ist's um ihn bestellt, wenn banges Entsetzen vor dem Kommenden sein bißchen Lebensmut verdüstert. Während ihm im ersten Fall die Astrologie zwar wenigstens nichts schadet, wenn sie auch nicht zu nützen vermag, so reiht sie ihn im zweiten aber unter die Immermüden und Lebensverneiner, die an Leib und Seele Gebrochenen, die den Tod herbeisehnen und doch wieder fürchten oder - aus diesem und jenem Anlaß - verzweifelnd (oder "heroisch", wie man es nennt) den Freitod wählen. Übergehen wir nun noch den Standpunkt des Neunmalweisen und Superklugen, dem der geflissentlich getürmte Wall aus Eigendünkel und Überheblichkeit den freien Ausblick in das Land des gerechten Friedens verbaut, und der sich erst gar kein Horoskop anschaut, weil er "natürlich" über der Sache steht, dann liegt das Bild der esoterisch-kosmosophischen Astrologie in seinen Umrissen klar vor unseren Augen: Es gibt keine "Unglücksplaneten" (Übeltäter) und keine "schlechten" Aspekte, sie alle sind nur die symbolischen Ausdrucksformen jener göttlichen Gerechtigkeit und Weisheit, die eine einstmals geschaffene Welt auch erhalten. Gott weiß, was uns Menschen frommt, es geschieht nichts ohne Sinn.
Und trotzdem ist das kein Fatalismus, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Um aber einen solchen Standpunkt der Astrologie gegenüber einnehmen zu können, bedarf es der Kosmosophie als gesicherter Basis, und wer die hat, der kann garnicht Fatalist sein, weil ihm die eigene Mitarbeit an der Herausstellung des Gottmenschentums inneres Gesetz geworden ist. Und dabei hilft ihm die Astrologie, eben weil sie es ermöglicht, die geprägte Form zu analysieren und daraus wieder die irdische Auswirkung abzuleiten. Allerdings muß man unterscheiden können zwischen äußerem Glück und innerem Erfolg. Gewiß, Glücksfälle im weltlichen Sinne darf man von disharmonischen Spannungen im Horoskop nicht erwarten, da sie ja sozusagen zu lernende Lektionen darstellen, Eigenschaften, die erst entstehen oder reifen oder ihren letzten Schliff erhalten sollen. Vor dem Siege also steht der Kampf, und Kampf stählt die Kräfte; aber wo Kampf ist, da gibt's auch Besiegte. Und so sehen wir, daß disharmonische Konstellationen den Schwung ins Leben bringen, das Vorwärtsdrängen und -gedrängtwerden, das Mit-sich-unzufrieden-Sein und Weiter-kommen-Wollen und schließlich auch dann den Erfolg, daß sie aber nie behagliche Ruhe und satte Wohlgefälligkeit Glück) schenken. Wer jedoch auf diese Mahnrufe des Schicksals nicht hören will und sich vor den Anforderungen des Lebens drückt, für den sind disharmonische Konstellationen wie Fallen und Schlingen, die ihn am Boden halten und würgen, solange, bis er seine Aufgabe erkennt. "Das ist der Weisheit letzter Schluß: Der Mensch soll wollen lernen, was er muß!" Disharmonien im Horoskop bewirken also letzten Endes stets dasselbe, nämlich den Erfolg, nur sind die Wege zu ihm nach Art und Länge verschieden: Sofortiges Erfassen der Situation und rasch angepaßtes Handeln bezw. langsam aus Unwissen, Qual und Not aufdämmernde Erkenntnis. So der Unterschied des "Weisen" gegen den Schwachen und Einfältigen.
Ganz anders die harmonischen Konstellationen. Unter ihrem Einfluß entsteht zwar leicht jenes seichte Dahinplätschern und selbstgefällig-arglose In-den-Tag-Hineinleben, das dann gern das Von-den-Ereignissen-Überraschtsein nach sich zieht, sie können aber auch ein vielleicht unbewußtes und aus der Fülle der Kraft geborenes Handeln und Zugreifen zeitigen, da sie gewissermaßen vorhandene Fähigkeiten andeuten. Ein ausgesprochener Drang zur Selbstvervollkomnung dagegen ist seltener zu finden, weil solche Menschen sich meist vollkommen und abgerundet wähnen, mit sich und der Welt zufrieden sind und keine Disharmonien in und um sich spüren, daher auch weniger "anecken" und weniger leicht Fehlschläge erfahren. Nur in diesem Sinne erscheint der Mensch vom Schicksal begünstigt, nur in diesem Sinne bringen ihm harmonische Konstellationen Glück. Erfolg und Glück sind aber zweierlei! Und Gefahrenmomente bergen sie beide, die harmonischen Gestirnungen wie die disharmonischen.
Es könnte nun fast so scheinen, als ob Harmonie im Horoskop etwas gar nicht so Wünschenswertes und Angenehmes wäre. Weit gefehlt. Wir dürfen nie vergessen, daß jede disharmonische Spannung einen Mangel andeutet, den auszugleichen der Mensch bestrebt sein soll. Wir brauchen aber gleichzeitig auch nur dem Glauben Raum zu geben, daß das Leben entweder ein Prüfungs- oder ein Erfüllungsleben ist, um das Vorherrschen disharmonischer bezw. harmonischer Einflüsse im Horoskop verstehen zu lernen. Und dann können wir mit Alan Leo sprechen:

Ein Schiff fährt nach Osten, ein anderes nach Westen,
Wenn auch derselbe Wind weht.
Es sind die Segel, die man setzt,
Und nicht die Winde,
Die den Weg bestimmen, den man geht.
Wie die Winde des Meeres sind die Wege des Schicksals
Auf unserem Pfade durchs Leben.
Es ist die Haltung der Seele,
Die ihr Ziel entscheidet,
Und nicht die Stille, oder der Kampf.

Dem Sinne nach gleich, doch in anderen Worten sagt Dr. Funkhäuser: "Zum Versagen berufen sind alle, die sich lebenslang vorstellen, unter "günstigeren Umständen" dies und das geworden zu sein. Der wichtigste "günstigste Umstand" fehlte: Der Wille der Persönlichkeit; die Zielkraft war gleich Null; ein einziges Ziel nur steckte im Unbewußten: Nichts Bestimmtes zu wollen." Das alles ist im Grunde dasselbe, was wir vorhin die Identifizierung (Harmonie) von Geist und Seele nannten, im Gegensatz zum "Leerlauf", bei dem Individualität und Persönlichkeit keine Berührungspunkte haben. Jetzt können wir nun auch die vorhin schon nahegelegene, aber nur noch nicht aufgeworfene Frage stellen: "Wie weit kann sich der Mensch den Sterneneinflüssen entziehen?" Wem liegen da nicht gleich die beiden vielbenutzten Sentenzen auf der Zunge: "Die Sterne zwingen nicht, sie machen nur geneigt" und "Der Weise kann seine Sterne beherrschen". Doch damit ist's nicht abgetan. Das sind in dieser nüchternen Form nur zu oft faule Ausreden, wenn eine Deutung nicht zutraf. Und trotzdem steckt tiefe Wahrheit darin, die wir uns an einem Beispiel aus unserem Sagenschatze herausarbeiten wollen: Siegfried und Parsifal. Siegfried könnte man vornehmlich wohl harmonische Konstellationen zuordnen, weil er im unbewußten Vollgefühl seiner Kräfte den Himmel stürmte, den Prüfungen des Lebens aber arg- und ahnungslos unterlag. Bei Parsifal dagegen möchte man hauptsächlich disharmonische Spannungen annehmen, denn sein Weg war kein müheloses Eilen von Sieg Zu Sieg, sondern der Pfad der Irrnis und des Leidens, an dessen Ende dann erst der "Sieg" winkte; ein Sieg allerdings, wie es ihn für jeden Menschen nur einmal im Leben gibt. Als Siegfried Brünhilde verließ und zum Kampfe für die Wahrheit (Brünhilde = Wahrheit) auszog, da vergaß er ihrer und geriet aus seiner Bahn, und deshalb erlag er dem Versucher. Hier erfüllten sich die Sterne; sie bezwangen den Helden, der schwach wurde und nicht vorausschaute. Parsifal dagegen erwachte unter dem Kuß der Sünde in Kundry's Armen und rang den Satan in sich nieder, er meisterte seine Sterne. Siegfried und Parsifal hatten beide die Freiheit der Wahl, aber nur einer errichte die "Freiheit des Willens". Wir sind damit auch bei der alten Streitfrage gelandet: Willensfreiheit oder nicht. Fankhauser hat wohl recht, wenn er sagt: "Wille an sich ist frei, denn er ist vom, Geiste (und Geist ist ja Gott), aber der Geist ist an Materie gebunden, hat sich in's Zertrennte verloren, und deshalb ist Wille nicht voll vorhanden".

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